THW-Aktion für die Kinder in Bam
Ein Beben der Stärke 6,3 auf der Richterscala hatte in der Nacht auf Freitag (26.12.2003) gegen 3 Uhr den Südosten des Iran erschüttert. Das Epizentrum des Bebens lag in der 80.000 Einwohnerstadt Bam, etwa 1000 Kilometer südöstlich der iranischen Hauptstadt Teheran.
"Bam ist eine Stadt in der Provinz Kerman im Südosten des Iran. Die von den Sassaniden an einer Oase gegründete Stadt wurde 642 von den Arabern besetzt. Um 650 wurde die Hazrat-e-Rasul-Moschee errichtetet, im 10. Jahrhundert die weltberühmte Zitadelle Arg-é Bam."
Durch die Lehmbauweise sind fast alle Häuser eingestürzt und hatten hunderte Menschen unter sich begraben.
Das Technische Hilfswerk hat sich in der internationalen Hilfsaktion mit seiner Schnelleinsatzeinheit für Bergungseinsätze im Ausland (SEEBA) mit Rettungshunden und technischem Suchgerät an der Suche nach Überlebenden beteiligt. Für die Versorgung der Überlebenden hat das THW Wasseraufbereitungsanlagen, Zelte und Hilfsgüter nach Bam gebracht.
Den Familien, die die Tragödie überlebt haben, stand ein harter Winter bevor. Noch über lange Zeit mussten viele, die alles verloren haben, in Bam in Zelten und Notunterkünften leben.
Um den Kindern in Bam in dieser schweren Zeit zu helfen und ihre Gesundheit zu schützen, sammelte das THW Bundesweit mit allen 665 THW Ortsverbänden in Absprache mit dem Bundesinnenministerium in einer einmaligen Aktion warme Winterbekleidung für Kleinkinder und Kinder.
Nach den Erfahrungen in anderen Katastropheneinsätzen hatten sich vor allem warme und wattierte Ski- und Schneeanzüge bewährt, die von den Kindern im Iran auch unter ihrer traditionellen Bekleidung getragen werden konnten.
Der Ortsverband und Jugendgruppen des Technischen Hilfswerk Hauenstein hat in einer gemeinsamen Aktion die Bevölkerung zu Kleiderspenden aufgerufen. Gesammelt wurden Schneeanzüge, Schneehosen, warme Stiefel und Winterschuhe, warme Winterjacken und Skioveralls für Kleinkinder und Kinder bis zu 14 Jahren. Mehrere Tonnen Kleidung wurden in der Sammelstelle der THW-Unterkunft entgegengenommen. Diese wurden nach Größe und Art der Kleidung sortiert, verpackt und in Kartons auf Paletten verteilt.
Von dieser Spendenbereitschaft wurde das THW Hauenstein völlig überwältigt. Es kamen insgesamt drei LKW-Ladungen mit Anhängern zusammen, die man zur bundesweiten Sammelstelle nach Heiligenhausen brachte. Von dort aus wurden sie zum Krisengebiet geflogen.
Verhängnisvolle Bauweise
"Bei traditionellen Bauten im gesamten zentralasiatischen Raume sind schwere Flachdächer mit Lehmschlag verbreitet. Sie sind im Wüstenklima als Hitzepuffer bauklimatisch optimal, unter Erdbebeneinwirkung wegen ihrer großen Masse aber sehr ungünstig. Für die Tragstruktur wurden Stämme aus leichtem Palm- oder Pappelholz verwendet, Baumarten, die auch in Oasenstädten wie Bam gedeihen. Bei der "modernen" Variante in der "Neustadt" von Bam (und nicht nur dort) wurden die Dachträger aus Holz durch Stahlprofile ersetzt, was vermeintlich größere Spannweiten zulässt.
Stahlträger sind aber viel schwerer als Holz. Sie wurden mit dem Flansch direkt auf die Lehmsteinwände aufgelegt. Weder lastverteilende Ringbalken, noch Verankerungen der Dachträger wurden in den tragenden Wänden identifiziert. Im Auflagerbereich der Stahlträger kommt es deshalb schon bei vergleichsweise moderaten Erdbeben zu Festigkeitsüberschreitungen der Lehmsteine."